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EU-Direktorin Joanna Drake besucht Handwerksbetriebe in Stuttgart

Beeindruckt von den Ausbildungsleistungen des Stuttgarter Handwerks war EU-Kommissarin Joanna Drake. In der Schreinerei Kiess in Stuttgart-Fasanenhof berichteten die beiden Azubis Christoph Schmalzing (li.) und Lea Waltner (re.) vom anstehenden Auslandsaufenthalt. Beeindruckt von den Ausbildungsleistungen des Stuttgarter Handwerks war EU-Kommissarin Joanna Drake. In der Schreinerei Kiess in Stuttgart-Fasanenhof berichteten die beiden Azubis Christoph Schmalzing (li.) und Lea Waltner (re.) vom anstehenden Auslandsaufenthalt. Handwerkskammer Region Stuttgart

„Was funktioniert, sollte nicht verändert werden“

Eine weitergehende Liberalisierung der regulierten Berufe im Handwerk ginge zu Lasten des dualen Ausbildungssystems - diese Botschaft nahm Joanna Drake, Direktorin in der Generaldirektion Unternehmen und Industrie bei der Europäischen Kommission zurück mit nach Brüssel. Die für das Handwerk zuständige Politikerin konnte am Dienstag während des Besuchs von zwei Handwerksbetrieben in Stuttgart erfahren, dass durch eine Regulierung nicht nur die deutsche Ausbildung leiden würde, auch die Dienstleistungsqualität „made in germany“ könnte stark in Mitleidenschaft gezogen werden.

„Aus Sicht des Handwerks ist aktuell auf Europäischer Ebene keinerlei Regelungsbedarf im Bereich der reglementierten Berufe erkennbar“, betonte Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart, „zumal vor kurzem die Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen überarbeitet wurde“. In der Schreinerei Alfred Kiess erlebte die EU-Vertreterin in der Praxis den engen Zusammenhang zwischen Ausbildung und der notwendigen Meisterqualifikation der Ausbilder. „Diese beiden Komponenten hängen untrennbar zusammen, will man gut ausbilden sowie Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig fördern“, sagte Reichhold.

Dem ausgefeilten und für andere Länder vorbildlichen System sprach Drake ausdrücklich ein Lob aus: „Als Botschafterin der Interessen des Mittelstandes werde ich einen dringenden Appell an die Kommission richten, sich am deutschen Modell zu orientieren.“ Sie wolle kein System verändern, das funktioniere. Allerdings, so Drake, müssten die anderen EU-Partner weiter sensibilisiert werden und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Wichtig in dem Zusammenhang sei auch die Tatsache, dass im Rahmen der Vorbereitung auf die Meisterprüfung das Wissen für den eigenen Betrieb vermittelt und so der Grundstein für eine eigene Existenz geschaffen werde. Drake: „Selbstständigkeit ist nicht immer nur eine Frage der Finanzierung, sondern auch der Kultur.“

Wie Handwerker und Stadtwerke effizient und für Kunden vorteilhaft zusammenarbeiten können, wurde dem Gast aus Brüssel am Stuttgarter Modell vorgestellt. Als kommunales Unternehmen beliefern die Stadtwerke Kunden nicht nur mit sauberer Energie, sondern treiben vor Ort auch aktiv die lokale Energiewende voran und sichern so eine umweltfreundliche und zukunftssichere Strom- und Gasversorgung in der Landeshauptstadt. Die technisch notwendigen und gewünschten Maßnahmen werden durch das lokale Handwerk umgesetzt, so auch die Modernisierung von Heizungen. Die Nutzung von Eigenstrom wird dabei ebenfalls präferiert. „Es gibt derzeit kein ähnliches Modell in der Republik“, erläuterte Alexander Kotz, Vizepräsident der Kammer und Kreishandwerksmeister.

Wie die Innovationskraft von mittelständischen Betrieben eingesetzt wird, erklärte Bernd Forstreuter, Geschäftsführer der Heldele GmbH in Salach. Für über 700 Elektroautos sollen Stromtankstellen in mehreren Städten im Land eingerichtet werden. Für die Vertreterin der EU ein wegweisendes Signal, das sie auf die Förderungssysteme übertragen würde: „Forschungs- und Entwicklungsprogramme dürfen nicht nur für die global players ausgerichtet werden, sondern auch für die leistungsstarken kleineren Unternehmen.“ Dies sei dann aber auch verbunden mit der Erwartung, dass Betriebe motiviert und aufgeschlossen reagieren.

 

Quelle: Handwerkskammer Region Stuttgart

 

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