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Die Hektikerin und der ruhende Pol: Ein neuer Fischotterrüde für Moa

Während die Fischotterfähe Moa für diese Aufnahme immerhin kurz posierte, war Fritz bisher nicht zum Foto-Shooting bereit. Rüden sind ein wenig größer, sonst sehen die Geschlechter aber gleich aus. Während die Fischotterfähe Moa für diese Aufnahme immerhin kurz posierte, war Fritz bisher nicht zum Foto-Shooting bereit. Rüden sind ein wenig größer, sonst sehen die Geschlechter aber gleich aus. Wilhelma

Seit dem Tod ihres langjährigem Gehege-Partners Viktor im Dezember 2012 bewohnte das Fischotter-Weibchen „Moa“ die Anlage beim Eisbärengehege allein. Doch jetzt ist bei ihr wieder ein junges Männchen eingezogen: der 2012 in Finnland geborene Fischotter „Fritz“.

Neun Jahre lang hatte sich Moa, die 2000 in einem schwedischen Zoo geboren wurde, die Anlage mit Viktor, Jahrgang 1997, geteilt und mit ihm vier Jungtiere gezeugt, bevor Viktor 15-jährig starb. In der Natur werden Fischotter im Schnitt acht bis 13 Jahre alt. Auch die fast 14-jährige Moa ist also nicht mehr die Jüngste, wobei die Art im Zoo auch 20 Jahre und älter werden kann. Ob es mit dem neuen Rüden Fritz – wie bei Füchsen heißen männliche und weibliche Fischotter in der Fachsprache „Rüde“ und „Fähe“ – nun noch einmal mit Nachwuchs klappt, bleibt offen. Immerhin sind Otter nicht allzu streng bei der Partnerwahl. Und falls sich bei ihnen Gegensätze ebenfalls anziehen, müssten Moa und Fritz geradezu ein Traumpaar werden, so unterschiedlich wie Tierpfleger Jürgen Deisenhofer ihr Temperament beschreibt: Die Fähe ist demnach hochsensibel und hektisch, Fritz der eher verschlafene Typ, der sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. In der Natur allerdings gehen Fischotter ohnehin meist ihrer eigenen Wege und suchen nur zur Paarungszeit die Zweisamkeit.

Der Europäische Fischotter zählt zu den Mardern und gilt als einer der besten Schwimmer unter den Landraubtieren, bis zu achtminütige Tauchgänge inklusive. Dabei leisten nicht nur die Schwimmhäute zwischen den Zehen gute Dienste, sondern auch der rund 40 Zentimeter lange Schwanz, der als Steuerruder den bis zu 90 Zentimeter messenden Otterkörper im Wasser stabilisiert. Auch sonst sind diese Tiere an ein Leben im und am Wasser bestens angepasst. Dank der sehr langen Tasthaare rund um Maul und Augen können sie auch in trüben Gewässern Barrieren, Bewegungen und Beute leicht orten. Während auf einem Menschenkopf nur 600 Haare pro Quadratzentimeter wachsen, trägt der Biber auf gleicher Fläche 23.000, der Fischotter gar bis zu 50.000 Haare, insgesamt 80 bis 100 Millionen! In dieses dichte Pelzpolster dringen nur noch isolierende Luftbläschen vor, das Wasser muss draußen bleiben. Klar, dass so ein warmer Pelz beim Menschen Begehrlichkeiten weckte. Lange wurden Fischotter deshalb gejagt – dass sie als Fischräuber oder gar Lammmörder verschrien waren, diente da vielleicht nur als „Alibi“. Schon die Heldenbrust Karls des Großen soll ein Otterpelz gewärmt haben, bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Mitteleuropa mehr als 10.000 Felle jährlich verarbeitet und teuer gehandelt. Seit 1968 stehen Fischotter zwar fast überall unter Schutz, trotzdem gingen die Bestände zurück: Ihr Lebensraum, vor allem flache Flüsse mit viel Uferbewuchs und Schwemmflächen, schwand, wurde trockengelegt, verbaut, das Wasser verschmutzt. Obwohl Fischotter von Fischen, Vögeln, Kleinsäugern bis hin zu Fröschen, Schnecken und Insekten alles verzehren, was sie kriegen können, wurde das Futter knapp. Der zunehmende Straßenverkehr und Fischreusen trugen das ihre zum Otterschwund bei. In Baden-Württemberg ist der Restbestand daher heute streng geschützt, in anderen Bundesländern stabil und in einigen wächst die Otterzahl wieder – etwa weil hier Tiere gezielt ausgewildert wurden. Trotzdem werden wohl die wenigsten Menschen einen der scheuen, dämmerungs- und nachtaktiven Wassermarder im Freiland zu Gesicht bekommen. In der Wilhelma mit etwas Glück dagegen schon: Am größten sind die Chancen dafür ab 14 Uhr nachmittags. Und ein wenig Geduld ist bei Tierbeobachtungen ja immer nötig, auch im Zoo.  

 

Quelle: Wilhelma

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